Schlechte Zwischenbilanz der Gemüsebauern: Warten auf Broccoli, Blumenkohl und Fenchel

Eigentlich müsste man sich schon längst fast ausschliesslich mit Schweizer Gemüse eindecken können. Eigentlich – denn der kühle Frühling hat den hiesigen Bauern einen Strich durch die Rechnung gemacht:

Sämtliche inländischen Frühlingskulturen wie Salat, Rhabarber und Spargel reifen dieses Jahr mit bis zu einem Monat Verspätung heran. Dies hat zur Folge, dass die Grossverteiler länger als üblich importieren. Während etwa 2012 ab Mitte Mai bereits ausschliesslich Schweizer Broccoli, Blumenkohl und Fenchel im Regal zu finden waren, kommen diese Gemüse momentan noch immer zum Teil aus Südeuropa. Auch Eisbergsalat wurde bis Mitte Mai importiert, während im letzten Jahr ab Mai der gesamte Markt mit Schweizer Salat versorgt werden konnte.

Drei Wochen Verkauf verloren

Welches Gemüse in welchem Ausmass importiert werden darf, ist in einem komplizierten System geregelt. Grundsätzlich gibt es zwei Phasen, wie Pascal Toffel, Direktor des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP), erklärt: Die freie Importphase und die bewirtschaftete Phase. Einige Gemüsesorten wie zum Beispiel Peperoni oder Spargel dürfen das ganze Jahr über frei importiert werden, bei anderen Sorten wie Rüebli, Salat, aber auch Broccoli, Blumenkohl und Fenchel wird in der bewirtschafteten Phase die inländische Produktion bevorzugt und durch hohe Importzölle geschützt.

Viel zu klein für die Jahreszeit: Gemüse auf einem Acker in Dietikon am 21. Mai 2013.

Unterschieden werde darüber hinaus zwischen Sorten, bei denen für eine bestimmte Zeit Vollversorgung mit Schweizer Gemüse angestrebt werde, und Sorten, bei denen auch in der bewirtschafteten Phase importiert werden dürfe, weil die Inlandproduktion die Nachfrage nicht decken könne, sagt Toffel. Für jede Gemüsesorte sprechen sich der VSGP, die Einkäufer (in erster Linie Migros und Coop) und das Bundesamt für Landwirtschaft während der bewirtschafteten Phase zweimal wöchentlich ab, um die Marktlage zu beurteilen. Können die Schweizer Bauern mit der Nachfrage nicht Schritt halten, werden Importkontingente gesprochen.

Zu wenig Licht

Weil dieses Jahr gleich bei mehreren Gemüsesorten die freie Importphase verlängert werden musste und zudem mehr Kontingente gesprochen wurden, drohen den Schweizer Gemüsebauern grosse Umsatzeinbussen. «Sie haben rund drei Wochen Verkauf verloren», sagt der VSGP-Direktor. In Zahlen entspreche dies bis zu 15 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr. Besonders arg sei die Situation für Freiland-Bauern. Etwas mehr Spielraum hätten Produzenten, die Gewächshäuser besässen: Diese mussten in diesem Jahr einfach länger beheizt werden, was indes zu höheren Produktionskosten führte. Nicht kompensieren lässt sich hingegen das mangelnde Licht. In diesem Frühjahr schien im Vergleich zu anderen Jahren viel seltener die Sonne, und es regnete auch öfter. Vor allem Tomaten leiden unter diesen Witterungsbedingungen, aber auch die übrigen Gemüsesorten wachsen insgesamt weniger schnell und sind anfälliger für Krankheiten. Insgesamt hält der VSGP-Direktor deshalb fest: «Die Zwischenbilanz für Schweizer Gemüseproduzenten ist denkbar schlecht.»

In einer ähnlich misslichen Lage wie die Gemüsebauern befinden sich auch die Zuckerrübenproduzenten. Auch sie seien mit einem Monat Verspätung in die Saison gestartet, sagt Stefan Wyss von der Fachstelle für Zuckerrübenanbau: «Statt Mitte März haben wir erst Mitte April zu säen begonnen.» Weil sich die Vegetationszeit dadurch verkürze, und weil zudem bei einer späten Aussaat Schädlinge wie Blattläuse oder der Moosknopfkäfer einfacheres Spiel hätten, werde die vereinbarte Quote von 244 000 Tonnen Zuckerrüben vermutlich verfehlt. Sorgen macht sich Wyss auch um den Zuckergehalt. Hier vermag zwar ein sonniger Spätherbst noch einiges auszurichten – ob ein solcher eintrifft, steht aber in den Sternen.

zum Artikel..

 

Dieser Beitrag wurde geposted in Nachrichten, Nahrungsmittel, Pflanzen, Umwelt and tagged , , , , . Bookmark the permalink.

Antwort hinterlassen

Your email address will not be published. Required fields are marked *