Was haben die Gene mit dem Essen zu tun?

Die Frage nach dem Warum ist etwas, das die Menschheit schon seit jeher bewegt – zum Leben allgemein, zur Gesundheit und auch zur Ernährung. Biologen suchen nach Antworten bis hinein in die Gene.

Was haben die Gene mit dem Essen zu tun

Kaffee macht den einen länger, den anderen weniger lange munter. Die Molekularbiologie erklärt, warum das so ist.

 

Warum werden wir krank? Warum vertragen wir bestimmte Lebensmittel nicht? Und warum nehmen manche Menschen schneller zu als andere?

Wenn wir es uns einfach machen wollten, könnten wir jede “Warum”-Frage mit einem Wort beantworten: Schicksal. Aber das wollen wir nicht. Denn dann würden wir sehr viele spannende und auch aufschlussreiche Antworten verpassen. Das hat eine von europäischen Molekularbiologen organisierte Tagung mit dem programmatischen Titel „Foods are us. Of eating and becoming“ vor Kurzem gezeigt.

Vom Kaffee und den Genen

Aber zurück zum „Warum“ und den vielen anderen Fragen, die sich um die Zusammenhänge von Ernährung und Gesundheit ranken. Umwelteinflüsse – und dazu gehört auch die Ernährung – interagieren mit unserem genetischen System. Das heißt zum einen, dass aufgenommene Nährstoffe Einfluss auf unsere Gene haben können. Zum anderen beeinflussen die Gene aber auch die Art und Weise, wie unser Körper mit den aufgenommenen Nährstoffen umgeht.

Kaffee ist ein gutes Beispiel für diese Interaktion, die viele von Ihnen sicherlich schon selbst erfahren haben: Einerseits aktiviert Kaffee bestimmte Gene, was dazu führt, dass Magensäure freigesetzt und die Verdauung angeregt wird. Andererseits verläuft der notwendige Abbau der im Kaffee enthaltenen Substanzen von Mensch zu Mensch verschieden – unter anderem genetisch bedingt.

Und deshalb macht Kaffee den einen länger, den anderen weniger lange munter.

Ernährung ist kein Zuckerschlecken

Wer sich solch komplexe Prozesse vor Augen führt, erkennt, dass Ernährung für den Körper kein Zuckerschlecken ist, sondern eine permanente „Challenge“ – und zwar bis hinab auf die Ebene der Gene.

Diese Herausforderung muss der Mensch meistern, um das optimale Gleichgewicht des Stoffwechsels zu erhalten und gesund zu bleiben.

Bei Ihnen kann das Ganze aber anders aussehen als zum Beispiel bei mir. Denn die Menschen sind verschiedener als gedacht. Das zeigt sich nicht nur in den Genen, sondern setzt sich auf allen Ebenen der molekularbiologischen Betrachtung fort, die so treffend als „omics“ bezeichnet werden: Genomics, Transkriptomics, Proteonomics, Lipidomics, Metabolomics.

„omics“ für die Wissenschaft

Wenn Sie jetzt mehr Bahnhof als „omics“ verstehen, sind Sie damit nicht alleine. Und eigentlich geht es mir mit dieser Aufzählung nur darum, zu zeigen, dass alles, was wir tun und wie wir es tun, auch immer Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Gesundheit hat. Alle weiteren Details können wir getrost der Wissenschaft überlassen.

Unsere persönliche Challenge

Was heißt das aber nun für die Praxis – für Sie, für mich, für unsere tägliche Challenge, uns „sinnvoll“ zu ernähren? Wie unser Speiseplan aussehen sollte, ist keine Frage, die die Molekularbiologie direkt beantworten könnte. Denn dort geht es nicht um Lebensmittel, sondern um die Struktur und Funktion biologischer Moleküle.

Und auch die Nutrigenomik (zusammengesetzt aus Nutrition und Genomics), die es zwar schon aus dem Labor heraus in Startups und Produktinnovationen geschafft hat, konnte bestehende Ernährungsempfehlungen nicht wirklich revolutionieren. Auch hier gelten im Großen und Ganzen nach wie vor die 10 Regeln der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).

Doch was die Molekularbiologie und die daran angrenzenden Wissenschaften sicherlich eines Tages leisten können, ist die Frage nach dem „Warum“ fundierter zu beantworten – und vielleicht so dem „Kaffee nach dem Essen“ neben seiner esskulturellen Verankerung auch zu einer „naturwissenschaftlichen Legitimation“ zu verhelfen.

Das richtige Maß

Egal aus welcher Richtung wir es betrachten: Wie die optimale Ernährung aussieht, kann die Wissenschaft bisher nicht vollständig beantworten. Dafür sind noch zu viele Fragen offen.

Außerdem sollten wir uns bewusst sein, dass sich unsere persönliche Challenge nicht nur in unseren Zellen abspielt, sondern an einer viel höheren und komplexeren Ebene des Lebens ansetzt. Denn neben genetischer Veranlagung und dem individuellen Stoffwechsel des Menschen spielen auch sein Denken und Handeln mit, seine Erfahrungen, seine Abneigungen und seine Vorlieben.

Ein Irrgarten also, aus dem es keinen Ausweg gibt? Nein, eigentlich nicht. Denn trotz aller Komplexität gibt es eine eindeutige Antwort, die für alle gleichermaßen gilt: Vielseitig, abwechslungsreich und maßvoll. Zu diesem Schluss kamen auch die Molekularbiologen.

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